Einen interessanten Bericht über die aktuelle Situation der Wintercircus-Produktionen in Paris hat
Le Parisien veröffentlicht.
Francesco Bouglione, dessen Familie den Cirque d'Hiver betreibt, gibt an, normalerweise nicht über eine schlechte Auslastung zu klagen. denn dann würden noch weniger Besucher kommen. Jetzt aber sagt er auf die Frage nach den Auswirkungen der Streiks bei der RATP (zuständig für den Öffentlichen Nahverkehr im Großraum Paris) und der SNCF: "Die Realität ist katastrophal." Während der rund zehntägigen Feiertagssaison gebe man drei Vorstellungen am Tag. 2019/20 habe der Cirque d'Hiver in diesem Zeitraum rund 900.000 Euro verloren. Im Saal für 1.600 Zuschauer hätten oftmals nur 150 Menschen gesessen. Francesco Bouglione versteht die Menschen: "Mit Kindern kann man Paris nicht zu Fuß durchqueren." Und es gibt weitere Probleme. Der Abschwung für den in der Nähe des Bataclan Theaters liegenden Circusbau begann mit dem Anschlägen 2015. Es habe eine Weile gedauert, bis die Zuschauer zurückkamen. Dann gab es an den Wochenenden die Proteste der Gelbwesten, wo das Publikum vor allen Dingen die Nachmittagsvorstellungen besucht. Jetzt eben die Streiks. "Kein einziger Winter in den letzten fünf Jahren, in dem es uns gelungen ist, zum Durchatem zu kommen", so Bouglione.
Der Dezember sei auch für den auf der Pelouse der Reuilly gastierenden Cirque Arlette Gruss sehr schlecht gewesen, schreibt Le Parisien. Er habe nicht sein gewohntes Publikum gefunden.
Auch beim Cirque Alexis Gruss am Bois de Boulogne sei die Situation düster. Man habe einen Shuttle Bus gechartert, der die Gäste zum Circus bringen soll. Jeden Tag sei er leer, sagt Artist und Chef der Verwaltung Firmin Gruss. "Ob sie 150 oder 1.000 Personen im Chapiteau haben, die Kosten sind die gleichen", gibt er weiter zu bedenken. Es sei vier Jahre her, dass sein Circus (in der Winterspielzeit in Paris) Gewinne geschrieben habe. Seit den Anschlägen habe das Unternehmen permanent drei Sicherheitskräfte im Einsatz. Um das Gelände gebe es einen ein Kilometer langen Zaun. Die Kosten würden weiter steigen, sagt Firmin Gruss. Den Umsatzrückgang schätzt er auf 40%. "Wir müssen die Zähne zusammenbeißen, sparen, aber wir haben keine schnelle Lösung", so sein Fazit.