Die Zeitschrift „Focus“ widmet sich in einem großen, fünfseitigen Beitrag der Diskussion um die Wildtierhaltung in Zoo und Zirkus. „Sind die Zoos bald leer?“, lautet die Überschrift des Beitrags von Michael Miersch in der aktuellen Focus-Ausgabe Nr. 20 vom 13. Mai 2013.
Der Beitrag macht deutlich, dass die Organisation Peta die Abschaffung von Tier-Circussen und Zoos fordert. Ebenso kämpfen die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Undine Kurth, und ihre Partei für ein komplettes Wildtierverbot im Circus und die „Ausmusterung“ zahlreicher Arten im Zoo. Unter Kurths Federführung machten die Grünen nun Zoos zum Thema im Bundestag und beantragten ein Verbot von Delfinarien. Dazu findet am 15. Mai eine Anhörung im Landwirtschaftsausschuss statt.
Dabei redet Kurt von moderner Zirkus- und Zootierhaltung, ohne sich darüber aus erster Hand informiert zu haben. Ihr erster und einziger Zoobesuch war nach eigener Aussage in den 1950er Jahren. Dahingegen macht der Zoologieprofessor Guido Dehnhardt, Spezialist für Meeressäuger an der Uni Rostock, aus fachlicher Sicht deutlich, dass es im Tiergarten Nürnberg durch eine 30-Milllionen-Euro-Investition sehr wohl gelungen sei, eine Umgebung zu schaffen, in der sich Delfine wohl fühlen. Der Fanatismus mancher Zoohasser sei ihm unheimlich. Für ihre Forschungsarbeit bringen Dehnhardt und seine Mitarbeiter Seehunden kleinere Kunststücke bei. „Auf der frei einsehbaren Versuchsstation erleben alljährlich Tausende Zuschauer, mit welcher Begeisterung die Tiere bei der Sache sind“, schreibt „Focus“.
Das Ende der Wildtierhaltung in Zoos und Zirkussen wäre auch für die Wissenschaft ein Problem, urteilt der Kölner Zoodirektor Theo Pagels. „Das meiste, was wir heute über Wildtiere wissen, wurde in menschlicher Obhut herausgefunden“, wird er zitiert. Dass Zootiere sich nach einem Leben ohne Zäune sehen, hält er für eine menschliche Projektion. Tiere gingen nicht spazieren und blieben auch in der Natur oft an einem Fleck, wenn es genügend Nahrung gebe.
Die Vertreter der Zoos verweisen darauf, dass die Anti-Zoo-Bewegung wenig Zulauf erhält. Zur größten Demo gegen das Nürnberger Delfinarium kamen 150 Menschen, dagegen wurden allein im Eröffnungsjahr 2011 1,2 Millionen Besucher des Großaquariums gezählt. Die 50 Tierparks im Zoodirektorenverband haben zusammen jährlich 34 Millionen Besucher.
Allerdings habe für die Grünen wie für Peta der Kampf gegen Zirkusse Priorität. Dagegen verweist der Vorsitzende des Berufsverbands der Tierlehrer, Claus Kröplin, auf die erheblich verbesserte Tierhaltung in Zirkussen. Verhaltensforscher Immanuel Birmelin sieht, so der Beitrag weiter, für ein Wildtierverbot keine wissenschaftliche Grundlage.
Chapiteau.de empfiehlt seinen Lesern, sich mit sachlichen Schreiben „pro Wildtiere in Zoo und Zirkus“ an die Redaktion des „Focus“ zu wenden und sich für diesen wertvollen Beitrag zur Wildtier-Diskussion zu bedanken (Kontakt:
leserbriefe@focus-magazin.de).